18.07.2012 / 100 Jahre Fußball
FC Carl Zeiss Jena - Dynamo Dresden II 1:6 (0:2)
Gelungener Festwochenstart, aber Jena erlebt Debakel
Den sportlichen Auftakt zur Hohenleipischer Festwoche anlässlich 100 Jahre Fußball machte die Begegnung des Thüringischen Regionalligisten gegen die U-23-Auswahl aus Dresden und endete mit einem mehr als überraschenden Ergebnis. Bei bestem Fußballwetter waren fast 1.000 Zuschauer auf dem rundherum toll hergerichteten Sportgelände unterwegs, denn parallel fand auf dem vorderen Rasenplatz das Sterntreffen der Gymanstikgruppen aus dem Elbe-Elster-Kreis statt. Fast unbemerkt hatten die Senioren aus Biehla und Hohenleipisch zuvor quasi das Eröffnungsspiel in der Halle gemacht.
Jena und Dresden als zwei Traditionsvereine lockten zahlreiche Anhänger zu diesem Spiel, aus Spremberg und Plessa waren Jena-Fangruppen dabei und die Dynamos hatten naturgemäß etwas mehr Unterstützung. Ob das den Ausschlag für den hohen Sieg des Oberligisten gab, bleibt eher zu bezweifeln. Dynamo-Coach Björn Krügel, der Thomas Köhler vertreten musste, meinte „Wir wussten nicht genau, wo wir stehen und so war dieses Testspiel in der jetzigen Phase optimal. Einige A-Junioren und zwei Testspieler konnten sich beweisen. Hinten haben wir nichts zugelassen und auch in der ersten Halbzeit den vermeintlich ersten Anzug von Jena gut und mit viel Engagement bespielt.“ Die Thüringer hatten freilich deutlich mehr Ballbesitz über die gesamte Dauer, konnten vor dem Tor jedoch kaum etwas bewirken. „Wenn man die Zweikämpfe überhaupt nicht annimmt, kann man ein solches Spiel halt nicht gewinnen.“ fand Jenas Trainer Petrik Sander einen Grund für die ernüchternde Niederlage. Sicher hatte Dynamo mit den 2:0-Halbzeitstand mit einer fast einhundertprozentigen Chancenausnutzung erzielt, dabei aber Schwachpunkte bei Carl Zeiss offen gelegt. „In diesem Moment fehlte uns ein Spieler, der die Führung über übernimmt und die anderen mitreißt“ monierte Sander anschließend. Auch die derzeitige Trainingsbelastung wollte er nicht gelten lassen, die schließlich beide Teams hätten. Mit Beginn der zweiten Hälfte schien der FC Carl Zeiss, trotzdem aus der Start-Elf fast keiner mehr mitwirkte (oder mitwirken durfte?), das Spiel zu wenden. Nach einer Stunde war mit einem schön herausgespielten Tor der Anschluss geschafft und kurz darauf die Ausgleichschance vergeben (72.). Es war aber insgesamt zu wenig an Torgefahr und Dynamo hatte keine Probleme mit den Jenenser Angreifern, konnte seinerseits immer wieder zu Kontern ausholen. Einer davon besiegelte eine Viertelstunde vor Schluss die Jena-Pleite. Dazu Trainer Sander: „Gerade etwas mehr bemüht, war das 1:3 natürlich der Todesstoß. Trotzdem dürften wir uns solche groben Schnitzer, die im Anschluss passierten, nicht leisten.“ Was er meinte, waren die Tore Nummer vier bis sechs, die Dynamo in bester Kontermanier erzielte. Dabei konnte sich der erst in den Schlussminuten eingewechselte Robert Rietschel, in der Vorsaison noch Landesliga-Kicker in Brieske, als Zweifachtorschütze auszeichnen. Im Nachgang war Ernüchterung in den Gesichtern von Jenas Trainerstab zu sehen, die Zeiss-Fans waren enttäuscht und die Spieler schnell verschwunden. Dagegen boten die jungen Dresdner auch beim Auslaufen noch ein geschlossenes Mannschaftsbild und der eine oder andere mischte sich anschließend noch unter die Fans. „Auch für die Saison war dieser Sieg für uns wichtig, gleich wenn wir das Resultat schon ordentlich einsortieren können. Aber es vermittelt ein gutes Gefühl.“ So nochmals Dynamo-Coach Krüngel. Ein gutes Gefühl können die Hohenleipischer auch für den weiteren verlauf der Festwoche haben, denn es war zweifelsfrei ein Auftakt nach Maß. Dazu trugen auch die 170 Gymanstik-Frauen mit ihrem sehenswerten Programm beim Sterntreffen bei. Aniko Zielke vom gastgebenden VfB gab anfangs die Bewegungen vor und alle machten mit. Dass die Teilnehmer anschließend geschlossen im Festzelt weiter aktiv waren, tat der Stimmung nur gut. So kann es weitergehen.
Noch eine Geschichte am Rande. Jenas Team-Manager Uwe Dern konnte die Niederlage vielleicht etwas eher verschmerzen, denn er „feierte schon 1988 einen großen Erfolg in Hohenleipisch, als Jena DDR-Schülermeister in der hier ausgetragenen Endrunde wurde.“ Damals gewann Jena, u.a mit dem späteren Nationalspieler Bernd Schneider 1:0 gegen Hansa Rostock. Nachzulesen übrigens alles in der, wenn auch schon vergriffenen, VfB-Chronik. „Der Hohenleipisch-Wimpel wird garantiert einen Ehrenplatz im Jenaer Vereinsheim finden!“ meinte Uwe Dern, und beglückwünschte VfB-Chef Lutz Jakob zu dieser reibungslosen und vorbildlichen Organisation.
Jena: Berbig, Zickert, Ibold, Kolitsch, Eckardt, Wolf, Ivankovic, Grösch, Geißler, Schlosser, Huke, Brausdorf, Alles, Schneider, Schmidt, Rennert, Fries, Matk, Barth, Kornagel
Dynamo: Mittag, Kunze, Rau, Mattern, Heppner, Klotke, Süß, Kàroly, Kolmistr, Genschau, Karaj, Höhne, Fiedler, Merkel, Rietschel, Azad
Tore: 0:1 Genausch (14.), 0:2 Süß (38.), 1:2 Barth (59.), 1:3 Kàroly (77.), 1:4 Kolmistr (80.), 1:5, 1:6 Rietschel (85., 90.)
Schiedsrichter: Henry Müller (Willmersdorf)
Zuschauer: 712
Bericht und Bilder: Frank Thiemig
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