07.12.2013
TuS 1896 Sachsenhausen - VfB Hohenleipisch 1912 5:3 (1:1)
 
Torreicher Abschluss der Hinrunde - vier Minuten drehen und entscheiden das Spiel
 

Mit einer tadellosen Leistung im ersten Durchgang, samt verdienter Führung und zwei ausgelassenen Großchancen konnten die Hohenleipischer sogar auf eine Überraschung beim Titelaspiranten hoffen. Vier Minuten Unkonzentriertheit machten dies zunichte und brachten den TuS auf die Siegerstraße, der sich aber auch mit einem Zwei-Tore-Vorsprung nie sicher sein konnte, weil die VfB-Elf in diesem lebhaften, torreichen Spiel bis zum Schluss stark dagegen hielt.
Zum Hinrundenfinale der ersten BBL-Saison für Hohenleipisch ging es bei ganz annehmbaren Dezember-Bedingungen sofort zur Sache. Norman Freigang verfehlte mit dem ersten VfB-Angriff eine Flacheingabe (1.), während den Platzherren, die per Freistoß (10.) ihre erste Szene hatten, naturgemäß mehr Spielanteile gehörten. Hohenleipisch stand sehr gut gestaffelt und kam nach gut einer Viertelstunde durch einen Kopfball von Norman Freigang auf Flanke von Tommy Lehmann zur Führung. Mag das 0:1 vielleicht noch etwas überraschend gewesen sein, nahmen die Gäste in der Folgezeit das Geschehen mehr und mehr in die Hand. Sachsenhausen fiel nichts ein, sah sich einer fehlerfreien VfB-Defensive gegenüber und so musste es z.B. Felix Bieder aus der Distanz versuchen. Im Gegenzug ging der Ball von David Otto knapp am Pfosten vorbei. Bis in die Schlussphase der ersten Hälfte änderte sich an diesem Bild nichts und die 1896er kamen überhaupt nicht zu Torabschlüssen. Dagegen hatte David Otto, den Ball im Halbfeld abgefangen und allein auf den Keeper zulaufend eine Riesenmöglichkeit, entschied sich aber mit seinem Heber für die falsche Variante (41.). Nur zwei Minuten später folgte die nächste große Gäste-Chance. Ein blitzsauberer Konter über drei Stationen, den Norman Freigang bestens postiert mit einem Kopfball abschloss. Die Kugel sprang jedoch an den Pfosten und zum Nachsetzen kam der VfB-Stürmer nicht, weil die Einheimischen schneller blocken konnten. Mit zwei oder gar drei Toren wäre die Hohenleipischer Führung vollauf verdient gewesen und womöglich ärgerte man sich gerade noch über einen überhastet abgeschlossenen Angriff, als Kevin Capolei in der Nachspielzeit zu zaghaft angegriffen wurde und praktisch mit dem Pausenpfiff des guten Referees Frank Heinze den überraschenden Ausgleich markierte. Aus Gästesicht natürlich extrem bitter und der Zeitpunkt konnte schlechter auch nicht sein.

Damit nicht genug, saßen nach Wiederanpfiff die ersten beiden Bälle der losstürmenden Sachsenhausener auch noch. Zunächst konnte Robert Liebe parieren, dem langen Torjäger Norbert Lemcke, der ansonsten beim nach längerer Verletzung wieder aufgebotenen Torsten Schollbach in guten Händen war, fiel der der Ball aber etwas glücklich auf den Kopf (47.) und dann versenkte Andor Müller einen Freistoß mit jeder Menge Effet in den Torwinkel (49.) Damit war die Partie innerhalb von vier Minuten eigentlich auf den Kopf gestellt, denn kurz vorher hätte diesen Spielstand wohl keiner auf dem Platz für möglich gehalten. Zu diszipliniert spielten die Gäste, die sich nun aber mit ein paar Unkonzentriertheiten in diese Lage gebracht hatten und erneut erkennen mussten, dass es in der BBL neunzig und mehr Minuten volle Konzentration erfordert. Die VfB-Elf zeigte sich jedoch kaum geschockt und Norman Freigang brachte seine Mannschaft mit dem Anschlusstreffer zurück ins Spiel und wenig später hatte Eddy Goßlau sogar die Ausgleichschance (57.). Die Sachsenhausener hatten jetzt Oberwasser, ohne fußballerisch groß zu überzeugen, sicherten aber vor allem vorn die Bälle sehr gut und kamen durch Andor Müller, der nicht vom Ball getrennt werden konnte, erneut zum Torerfolg. Selbst jetzt hatte man das Gefühl, dass für die Gäste immer noch etwas geht, denn sie gaben sich zu keinem Zeitpunkt geschlagen und die Heim-Abwehr samt Tormann offenbarte die eine oder andere Schwäche, was Interimscoach Renè Dittmer an der Linie mehrfach lauter werden ließ. Umso ärgerlicher, dass nach ein folgenschweren Fehlpass den Platzherren das nächste Tor quasi geschenkt wurde. Aber auch jetzt fanden sich die Hohenleipischer relativ schnell wieder, ließen die Köpfe nicht hängen und kamen zum dritten Treffer durch Eddy Goßlau (78.), der per Abstauber noch das vierte Tor auf dem Fuß hatte (82.). In der Schlussphase versuchten die Gäste noch einmal alles, hatten zwei, drei verheißungsvolle Szenen, jedoch ließ der Tabellenzweite nichts mehr anbrennen und ging als Sieger vom Platz, auch weil ihm der Spielverlauf um die Halbzeitpause in die Karten spielte und er aber auch Fehler konsequent ausnutzte. Rückblickend war bei einer Spitzenmannschaft der BBL für die VfB-Elf sicher mehr drin, aber insgesamt können die Hohenleipischer mit ihrer ersten Halbserie zufrieden sein. Gleichwohl sie dem einen oder anderen Punkt nachtrauern lieferten die VfB-Kicker den Beweis, mithalten zu können. Und wenn sie Fehler, die, wie mehrfach gesehen, postwendend bestraft werden, in der Mehrzahl abgestellt werden können, ist das Saisonziel Klassenerhalt realistisch, gleich wenn die Liga mit ganz engen Punktabständen eine wohl noch nie gesehene Ausgeglichenheit vorweist.
Die nun folgende, zwölfwöchige Winterpause verbringt die VfB-Elf mit keinesfalls schlechten 17 Zählern und mit einem 3-Punktevorsprung zum Abstiegsplatz auf Platz 13 und zum Rückrundenbeginn am 1. März in Werder hofft Trainer Henrik Pohlenz gemeinsam mit den treuen VfB-Anhängern, dass die momentan immer noch verletzten Spieler wieder voll einsatzfähig sind und den Kader wieder breiter machen. Immerhin ist Platz sechs auch nur vier Punkte entfernt, was das Vorrundenergebnis noch einmal aufwertet und zugleich Selbstvertrauen geben sollte.

TuS: Nielsen, Trinko, Boden, Wiesner, Wolter, Bieder (72. Pagel), Reiß, Capolei (GK), A. Müller, Arsovic (GK, 75. Voß,), Lemcke,
VfB: Liebe, Jacob, Gärtner, Buchwald (GK), Schollbach, Schiffner (64. Ayata), Lehmann, Gängler, Otto, Freigang (GK, 79. Elsner), P. Werner (51. Goßlau)
Tore: 0:1 Freigang (17.), 1:1 Capolei (45+1.), 2:1 Lemcke (47.), 3:1 A. Müller (49.), 3:2 Freigang (54.), 4:2 A. Müller (61.), 5:2 Reiß (66.), 5:3 Goßlau (78.)
Schiedsrichter: Frank Heinze (Ludwigsfelde)
Zuschauer: 127
Bericht und Bilder: Frank Thiemig
zum vergrößern auf die Bilder klicken